Vilhelm Moberg – Die Siedler (Buch 3, Teil1)
Originaltitel: Nybyggarna
Meine Bewertung: Diese Saga verdient als Gesamtwerk, unabhängig der einzelnen Bände, eine 10/10
Dieses dritte Buch beginnt im Jahr 1983, drei Jahre nachdem sich die Pioniere angesiedelt haben.
Karl Oskar und Kristina kämpfen immer noch mit ihren finanziellen Schwierigkeiten, doch langsam verbessert sich ihr Leben. Sie besitzen nun einige Tiere, die Ernten sind gut, die Zukunft scheint sonnig auch wenn ihre Lebensbedingungen noch immer genauso hart sind.
Doch das Heimweh quält Kristina. Die Vorstellung, dass sie ihre Eltern und ihr Land nie wieder sehen soll verletzt sie tief.
Dazu kommt, dass es hier keine Kirche gibt. Die Pioniere haben seit drei Jahren ihre Heimat verlassen und seitdem hat Kristina keine Gelegenheit gehabt die heilige Kommunion zu empfangen. Für die so fromme Frau ist es sehr schwer, das Gewicht ihrer Sünden zu tragen.
Aber Gott schickt ihr einen Priester! Pastor Törner, kann nur vom Herrn selbst gesendet worden sein.
Er ist nicht der einzige, der ankommt, denn immer mehr schwedische Auswanderer erreichen den Ki-Chi-Saga, der sich zur großen Freude Kristinas, die sehr unter der Einsamkeit leidet, nun endlich bevölkert.
Karl Oskar merkt nichts von den Sorgen seiner Frau. Er arbeitet hart und hat große Pläne. Er beginnt mit dem Bau eines echten Hauses, welches die Familie wirklich vor de Kälte schützt.
Und die Kinder wachsen heran.
Die Charakter der verschiedenen Pioniere haben sich nun gezeigt. Kristina ist selbstsicherer geworden, Karl Oskar freut sich über die ersten Früchte seiner Mühe, auch wenn er noch weit davon entfernt ist, wohlhabend zu sein.
Ulrika hat endlich ihr Glück gefunden und heiratet. Endlich wird sie eine respektable und von allen respektierte Frau. Sie erwartet ihr erstes Kind und träumt davon, einen zukünftigen Mann Gottes zu gebären, das wäre für sie eine wirkliche Revanche ihrer Vergangenheit gegenüber.
Diese schlagfertige Frau mit der starken Persönlichkeit beweist ihre große Güte, aber man erkennt auch die tiefe Wunde die sie aus ihrer Vergangenheit mitgebracht hat und die sich nicht schließen will.
Hier in Minnesota hat das Leben nun seinen Rhythmus gefunden.
Das Überleben ist jetzt nicht mehr eine alltäglicher Kampf und die Pioniere beginnen an andere Dinge zu denken, sie streiten über Glaubensfragen, interessieren sich fÜr Neuigkeiten aus aller Welt, sprechen davon eine Kirche und eine Schule zu erbauen und bleiben voller Staunen wenn sie von so wundervollen Erfindungen hören wie die des Telegrafen.
Doch für jetzt bleibt all dies noch so weit und fremd für sie, die mitten im Wald an einem See leben, der einen indianischen Namen trägt.
Während sich in diesem die Körper entspannen, erhitzen sich die Geister: Nun ist das pure Überleben weniger im Vordergrund und die Männer und Frauen können nun über andere Dinge nachdenken. Eine Gemeinschaft entsteht, und mit ihr neue Probleme. Ja, alle halten zusammen und teilen die Rinder, aber gleichzeitig heißt es auch, die anderen zu ertragen und mit ihnen Kompromisse einzugehen.
Eine neue Zivilisation entsteht.
Der fünfte Teil lässt uns ein Gefühl der Ruhe. Und wir fragen uns nun: Wie kann die Geschichte weitergehen, alles nimmt seinen Lauf, der Druck nimmt ab, die Spannung hält uns weniger auf Trab und wir sind erst im dritten Buch?
In der Mitte des dritten Bandes hat man tatsächlich den Eindruck, sich dem Ende der Saga zu nähern und man fragt sich ob diese sich nun im Sande verläuft. Wird diese abenteuerliche Reise nun zu einer Familiensaga ähnlich der Ingalls-Saga in „Unsere kleine Farm“?
Die Antwort ist: Nein, absolut nicht. Wie ein erst Teil mit der Ankunft in New-York beschlossen wurde, so endet hier ein zweiter Teil. Ja, das Überleben ist gesichert, ja, die Pioniere haben sich ein Zuhause geschaffen, aber sie haben noch viele, aufregende Dinge zu erleben!
Weit davon entfernt, ruhiger zu werden, nimmt diese Saga hier nur Anlauf und schon in der zweiten Hälfte reißt sie uns wieder mit.
Die Pioniere haben ihr Land verlassen, die Hälfte der Weltkugel überquert, haben sich niedergelassen, sind aber dennoch noch weit davon entfernt, mit ihrer Abenteuern abzuschließen.
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