Sebastian Fitzek – Der Augenjäger

Originaltitel: Der Augenjäger

Meine Bewertung: 5,5/10

 

Dieser Folgeroman des umwerfenden « Augensammlers » ist wohl eines der misslungenen Werke des Autoren – den ich wirkliche sehr gerne lese, das wissen alle, die mich regelmäßig verfolgen.

Sebastian Fitzek ist für mich einer der großen Namen des schwarzen Romans. Er liefert uns die gruseligsten Thriller, oft psychologische Thriller – aber es passiert eben manchmal, dass man daneben trifft, und dieser Roman ist da ein gutes Beispiel.

Der Augenjäger“ ist gewissermaßen die Fortsetzung des „Augensammlers“ und schon alleine sein Titel lässt es einem kalt über den Rücken laufen!

Doch der Autor hat zu verkrampft versucht um jeden Preis die schlimmsten, verborgensten Ängste seiner Fans zu verwirklichen. Das werden Sie schnell erkennen, wenn Sie die Zusammenfassung des Plot lesen:

Der Plot:

Alina Gregoriev, die junge, blinde Frau die wir aus « der Augensammler » kennen, wird von der Polizei gerufen damit sie einen Dr. Zarin Suker trifft, einen Mann den sie zwar verhaftet hatten, den sie nun aber wieder laufen lassen müssen obwohl sie ihn verdächtigen, der Autor der allerschlimmsten Verbrechen zu sein.

Dieser berühmte Augenchirurg, dessen internationaler Ruf ihm vorauseilt und der schon unzähligen Personen ermöglicht hat, die Augensicht wieder zu erlangen, hat eine weniger legale Aktivität wenn er seine Praxis einmal verlässt: Er entführt junge Frauen, hält diese dann gefangen, schneidet ihnen die Augenlider ab um sie damit zu zwingen „die Augen zu öffnen“ bevor er sie brutalst vergewaltigt. Danach lässt er sie wieder frei … Alle nehmen sich das leben, da sie nicht mit den physischen aber auch psychologischen Verletzungen leben können.

Die Polizei hat keine Beweise, keine Zeugen, und die einzige Frau die noch keinen Suizid begangen hat ist verschwunden. Alina ist die einzige, die ihnen Indizien liefern kann die es ihnen so ermöglichen können Dr. Suker weiter in Haft zu halten, in der Hoffnung ihn dann auch zu überführen.

Aber natürlich ist das alles nicht so einfach, und schon bald werden Alina Gregoriev und Alexander Zorbach (der uns ebenfalls aus „Der Augensammler“ bekannt ist) in eine schreckliches Rennen mit dem Unaussprechlichen verwickelt.

 

Es ist nicht ausreichend, den Plot auf die tiefsten Ängste aufzubauen

Natürlich ist diese Geschichte voll mit extremer Gewalt, die Verbrechen sind grauenvoll, und dadurch, dass die Zeit drängt um ein weiteres entführtes Mädchen zu retten wird der Roman noch (ein)dringlicher.

Aber dies alles reicht einfach nicht aus um einen guten Thrillerzu schreiben. „Der Augenjäger“ hält sich nur mühsam über dem Durchschnitt, und das auch nur dadurch, dass er im Fahrtwasser seines Vorgängers schwimmt, der hier endgültig zum Schluss kommt.

Wenn man als Leser einmal über den Schock der Handlung und die Opferpräsentation gekommen ist, dann ist das gut, dann hat man das begriffen.

Doch dann kreist der Autor alles noch mehr ein, zwingt uns hier und da erneut die Angst und den Horror der Taten des Dr. Suker auf, um dann wieder auf Alina und Alexander zurückzukommen und das nur um schliesslich die beiden Täter, den Vorgänger aus dem „Augensammler“ und nun Dr. Suker miteinander zu verbinden, und das alles auf eine fast konfuse Art und Weise.

Kurzum, die paar erschreckenden Elemente schaffen es nicht aus diesem Buch einen guten Thriller zu machen.

Zudem, auch wenn der Autor in seiner „Warnung“ angibt, dass man „…nicht … unbedingt Der Augensammler gelesen haben“ muss, dass es sich hier zwar um den zweiten Roman in einer Reihe aber dennoch um eine eigenständige Geschichte handelt, so muss ich doch sagen, dass es meiner Ansicht nach unverzichtbar ist (und nicht nur wünschenswert oder ratsam) zuvor den ersten Band gelesen zu haben, denn sonst geht dem Leser ein großer Teil dieses Buches einfach verloren. Und das ist immer ein „Minuspunkt“, wenn ein Roman nicht alleine stehend gelesen werden kann (vor allem wenn dies angegeben wird).

Ich weiss, ich bin jetzt sehr hart mit meinem Lieblings-Thriller-Autor, aber „eben drum“!!

Erstaunlicherweise ist dies ein Schriftsteller der scheinbar hin und wieder ein richtig schlechtes Buch schreiben muss. Obwohl sein „Kinder“, welches ich sehr kritisiert habe, vielleicht auch einfach unter einer jämmerlichen Übersetzung gelitten hat (ja, ich habe den Fehler gemacht dieses Buch nicht in der OV sondern in der französischen Fassung zu lesen („Tu ne te souviendras pas“), was ich WIRKLICH nicht hätte tun sollen. Ich weiß nicht wie ich dazu kam.)

Auch dürfen wir nicht vergessen, dass, von diesen wenigen Ausnahmen abgesehen, die Romane Fitzeks grundsätzlich sehr gut sind, die meisten sind unglaublich spannend und fast schon ein „must read“!! Ich denke da jetzt insbesondere an seinen ersten Roman, „Die Therapie“, oder auch „der Seelenbrecher“, oder eben auch „Der Augensammler“!

Kurzum, dieser Roman ist nur für denjenigen interessant, der das wirkliche Ende seines Vorgängers kennen möchte. Ansonsten, wählen Sie lieber ein anderes Werk des Schriftstellers aus!

Ich hoffe nur, dass S. Fitzek uns jetzt nicht noch eine Augengeschichte liefert … seine kleine „Warnung“ lässt dies befürchten … und diejenigen, die all seine Bücher kennen, wissen dass der Autor schon etwas von dem Organ besessen ist, mit dem wir seine Bücher verschlingen!

Sie können meine Rezensionen zu weiteren (oftmals außergewöhnlichen) Romanen des Schriftstellers in meiner Rubrik « Thriller » finden.

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