Katarina Mazetti – Der Kerl vom Land
Originaltitel: Grabben i graven bredvid
Meine Bewertung: 6,5/10
Nett.
Eine nette, sentimentale Geschichte, die wohl etwas tiefgründiger ist als die klassische « Liebesgeschichte ».
„Er Kerl vom Land“ ist ein angenehmer Roman, der sich leicht in ein, zwei Tagen liest. Eine Liebesgeschichte, die sich zwischen zwei Menschen entwickelt die alles andere trennt und die es nicht schaffen, einen Weg zueinander zu finden.
Der Plot
Desirée ist eine junge Dreißigjährige, die ihren Mann in durch einen Unfall verloren hat. Sie arbeitet als Bibliothekarin und geht oft an das Grab ihres verstorbenen Ehemannes, weniger aus Traurigkeit als aus Unverständnis. Sie setzt sich dann auf eine Bank uns starrt den simplen, von dem Verstorbenen selbst ausgewählten Grabstein an.
Hier begegnet sie des Öfteren Benny, der das Grab seiner Eltern mit Blumen schmückt. Ein übertrieben dekoriertes Grab, mit einem Gedenkstein, Figuren und allem möglichen Firlefanz.
Benny ist Landwirt und hat gerade seine Mutter verloren. Seit diese verstorben ist, muss er sich alleine um seinen Hof kümmert, was sehr schwer ist und der Haushalt leidet darunter. Keinerlei Wärme mehr, kein Leben, keine sauberen Betttücher. Er arbeitet den ganzen Tag und merkt langsam, dass er jetzt, mit sechsunddreißig, nicht mehr den Erfolg hatte wie früher, und dass er nun der Hinterwäldler vom Land ist, der die Frauen nicht mehr anzieht.
Desirée und Benny wären sich niemals im alltäglichen Leben begegnet, denn sie haben gar nichts gemeinsam. Wo Benny lieber Sport im Fernsehen schaut während seine Frau ihm ein nettes Abendessen vorbereitet, da vertieft sich Desirée lieber in ein Buch und diskutiert die letzte Operninszenierung.
Die Gräber unterzeichnen den Abgrund, der sie trennt.
Die beiden haben sich auch ihre eigene Meinung übereinander gebildet – bis sie sich eines Tages anlächeln.
Ein Lächeln das hervorbricht, das sie verbindet, das eine kleine Flamme in ihnen weckt die sie nicht mehr zu löschen vermögen.
Unmöglich zu vergessen.
Dieses Paar, das alles trennt, hat keine Zukunft hat, denn keiner von beiden wäre bereit auf sein Leben zu verzichten – und ihre Lebensweisen sind grundverschieden. Desirée könnte niemals auf einem Bauernhof leben, zwischen Traktoren und muhenden Kühen die auf den Melker warten. Und Benny könnte niemals in einer kalten, farblosen Stadtwohnung leben.
Eine simple Geschichte, ein Kulturschock der die wesentliche Frage stellt: Kann man durch die Liebe wirklich alle Hindernisse bewältigen?
Die Geschichte eines Paars
In diesem Roman wird uns die Geschichte auf eine äußerst geschickte Weise erzählt, und das ist wohl seine Stärke:
Sie wird uns von beiden Seiten vorgeführt, von Désirée auf der einen Seite und Benny auf der anderen. Ihre Erzählungen überschneiden sich ein wenig, was es uns ermöglicht die Geschehnisse aus den Augen des einen und des anderen zu beurteilen, und so begreifen wir auch die so unterschiedliche Auffassung der beiden.
Dieselbe Situation kann auf so unterschiedliche Weise erlebt werden, der eine wird sich an eine Sache erinnern, der andere an eine andere. Manche Kleinigkeiten entgehen dem einen vollkommen obwohl sie für den anderen sehr wichtig sind.
Das ist clever und lebhaft!
Eine glaubhafte Beziehung, mit Problemen die man versteht und die uns zum Lachen oder zum Seufzen bringen.
Der Autor versucht auch seiner Erzählung etwas humorvoll zu gestalten, aber ich konnte diesem Humor leider nichts abgewinnen. Das war jetzt aber nicht störend, wir haben nur einfach nicht denselben Humor, das hat mich nicht davon abgehalten die Lektüre zu genießen und ich habe auch in den richtigen Momenten gelächelt (hoffe ich wenigstens).
Der Schreibstil ist angenehm, nicht hochnäsig sondern eher einfach.
Aber hier ist dann doch eine Sache, die ich bedauert habe:
Der Autor wechselt also die Perspektive, von dem einen zu dem anderen.
Und da hat mir etwas gefehlt: Während jedes „Désirée-Kapitel“ mit einer ihrer absichtlich kitschigen Gedichte beginnt (ich hoffe jedenfalls, dass diese willentlich so seicht waren) hat man eigentlich einen unterschiedlichen Stil erwartet, aber nein. Obwohl die Kapitel so unterschiedlich beginnen, bleibt die Schreibweise der eigentlichen Handlung absolut identisch, ob sie nun aus Bennys oder aus Désirées Sicht berichtet wird.
Das ist wirklich schade. Ich denke, dass wenn man zwei zentrale Romanfiguren hat, sollte man diese sofort erkennen wenn man das Buch zufällig aufschlägt, die Persönlichkeit des einen oder des anderen hätte in den Linien erkennbar sein müssen.
Was nicht der Fall ist.
Ansonsten haben wir hier eine vorhersehbare Geschichte, die jeweiligen Reaktionen sind nicht weiter überraschend.
Aber auch wenn es hier keine „Aha-Momente“ gibt, so bleibt es ein wirklich netter Roman dessen Lektüre mir Spaß gemacht hat. Und dessen Lektüre sicher auch all denen Spaß macht, die komplizierte Liebesgeschichten mögen, die sich gerne über Stadtmenschen oder Bauern lustig machen, oder auch jene die Stadtmenschen oder Bauern mögen.
Ein netter Roman für jedermann eben.
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