Joy Fielding – Im Koma

Originaltitel Joy: Still Life

Meine Bewertung: 9/10

Sie sind auf der Suche nach einem wirklich guten Thriller? Mit „Im Koma“ haben sie ihn gefunden.

Der Plot ist äußerst einfach:

Casey Marshall, um die dreißig und in ihrem Leben läuft alles perfekt: Sie hat ihr eigenes Blumendekorationsunternehmen eröffnet welches gleich zu Beginn boomt und ist mit dem brillianten, gut aussehenden Anwalt Warren glücklich verheiratet. Ihr Leben ist angenehm, zwischen ihren netten Freunden und Angehörigen, und mit Warren denken sie nun über ein Kind nah. Kurz, ein Leben wie im Märchenbuh.

Doch alles hat ein plötzliches Ende als Casey von einem Auto überfahren wird und im Koma im Krankenhaus ankommt.

Sie kommt langsam wieder zu Bewusstsein, zumindest erwacht ein kleiner Teil ihres Bewusstseins, nur um sich gefangen im eigenen Körper wiederzufinden. Unfähig zu sehen, sich zu bewegen, zu kommunizieren, Casey kann nur hören – und was sie hört lässt sie erschaudern!

Während sie so hilflos in ihrem Bett daliegt, unbeweglich, kommen und gehen ihre Freunde und Familienmitglieder, doch schon bald vergessen sie dabei ihre Anwesenheit. Sie können ja auch nicht wissen, dass Casey sie hört.

Und so erkennt sie, dass ihre Freunde nicht unbedingt diejenigen sind, die sie dachte. Vor allem aber entdeckt sie, dass ihr Unfall gar kein Unfall war, sondern ein Mordversuch!

Ein Mord der nicht erfolgreich war … sie ist also vollkommen hilflos dem Mörder ausgesetzt, der jederzeit erneut zuschlagen kann.

Und während sie noch verzweifelt versucht, wieder Macht über ihren Körper zu gewinnen, enthüllt sich ihr mehr und mehr der ganze Horror ihrer Situation.

Meine Reaktion ??

Nachdem ich dieses Buch einmal in den Händen hielt, konnte ich es nicht mehr ablegen.

Es beginnt natürlich mit dem Unfall und dem „Erwachen“ Caseys, ihren sporadischen geistigen Anwesenheiten. Wir beobachten sie also einige Zeit in diesem Zustand, in dem sie Gegenwart und Vergangenheit verwechselt.

Und gerade als man sich denkt „so, jetzt ist es aber gut, die Erinnerungen, das geht ja mal kurz aber nun wird es anstrengend“ legt das Buch so richtig los und von diesem Moment an steigt die Spannung bis zur letzten Seite.

Diesem Buch ergeht es wie einem Pferd, welches gut in den Wettkampf startet, sich unter den ersten platziert, und sich dann zunächst etwas abhängen lässt um so in der Mitte des Pferdetrupps zu laufen – bis es plötzlich Anlauf nimmt und an allen anderen vorbeigaloppiert.

Okay gut, ich kenne mich mit Pferden und Pferderennen gar nicht aus. Hat man das gemerkt? Ich lass’ es dann mal bleiben, mit den Jockey-Vergleichen…. Zurück zum Thema.

Jedenfalls beobachtet der Leser wie Casey sich aussichtslos bemüht zu reagieren, ohne jede Hoffnung etwas zu erreichen, denn sie kann sich nicht bewegen, nicht reden, einfach gar nichts. Was hat sie da für eine Chance? Wie kann sie da herausfinden, wer sich ihren Tod wünscht und wie sie ihm entkommen kann. Wie konnte sie nur so naiv sein?

Joy Fielding schafft es eine wirkliche Spannung aufzubauen, die sogar unseren Herzschlag ansteigen lässt, und das nur indem wir neben der unbeweglich auf dem Bett liegenden Casey ausharren. Das ist dann doch beeindruckend.

Ein Thriller ohne „Action“, hinter geschlossenen Türen und doch ist das einer der spannendsten Romane die ich dieses Jahr gelesen habe.

Eine gelungene Handlung, glaubhafte Charaktere, eine gekonnt gesteigerte Spannung, ein passender Schreibstil … da kann man nicht viel dran aussetzen.

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