Ilona Andrews – Magische Begegnung (Band 1)
Originaltitel: On the Edge (The Edge, book 1)
Meine Bewertung: 7,5/10
Nachdem ich „Die Nacht der Magie“ gelesen hatte, wollte ich unbedingt ein weiteres Buch der Autorin lesen, denn wenn mir auch die Welt der „Nacht der Magie“ nicht wirklich gefallen hat, so erschien es mir dennoch offensichtlich, dass Ilona Andrews ein exzellenter Urban Fantasy Schriftsteller sein musste (siehe auch meinen Beitrag zu „Die Nacht der Magie“ ).
Meine Wahl fiel dann auf die Reihe „Land der Schatten“. Und diese hat mich nicht enttäuscht!
Der Plot:
Rose Drayton lebt im „ Edge“, einem schmalen Streifen Land zwischen zwei Welten: Auf der einen Seite befindet sich das Weird, die Welt der Magie und auf der anderen das Broken, die Wirklichkeit, also die Welt wie wir sie kennen.
In der Welt der Magie zwingen die Adligen ihre Obermacht durch Magie auf, eine Magie, die in der Erde selbst ruht. Hier herrscht die Magie über alles. Das Broken dagegen ist ganz einfach unsere Welt, in der es keine Magie gibt. Diese beiden Welten sind interagieren nicht miteinander (von wenigen Ausnahmen abgesehen), ja sie berühren einander nicht einmal denn sie werden von dem „Edge“ getrennt.
Dieses besteht aus einem schmalen Streifen Sumpfland der die Grenze setzt, wie eine Lichtung den Wald begrenzt. Im Edge verläuft sich die Magie, es gibt sie hier aber sie ist bei Weitem weniger präsent, sie ist auf ihre Weise verdünnt. Die Bewohner dieser Zwischenwelt gehören weder der einen noch der anderen an und sind oftmals sehr arm, denn sie müssen im Broken arbeiten wo sie dann allerdings jegliche magische Fähigkeit verlieren.
Der einzige Vorteil den die Bewohner dieser Zone haben, das ist eben diese Möglichkeit von einer Welt in die andere zu gehen, zu was nur sehr wenige Bewohner der magischen Welt fähig sind. Und dennoch gehen die Einwohner dieser Zwischenzone nicht in die magische Welt, denn ihre Magie ist einfach nicht ausreichend.
Hier also, in diesem No-Mans-Land aus Sumpf, lebt Rose mit ihren beiden jüngeren Brüdern Jack, acht Jahre und Georgie, zehn Jahre. Sie sind Waisen und Rose hat den Platz der Mutter eingenommen. Die einzige Verwandte die noch lebt ist ihre Großmutter Eléonore, eine mehr als hundert Jahre alte Frau die eine gewisse Weisheit und viel magisches Wissen angesammelt hat.
Rose hat kein leichtes Leben. Bei ihrer Geburt haben ihre Eltern es verpasst, sie in „unserer“ Welt registrieren zu lassen und so kann sie hier auf keinen guten Arbeitsplatz hoffen. Sie begnügt sich daher mit Putzarbeiten die sie sich schwarz bezahlen lässt um ihre Brüder zu ernähren und ist damit auch ihren Arbeitgebern ausgeliefert, welche diese unsichere Situation ausnutzen.
Aber das ist nichts besonderes im Edge, hier sind viele Einwohner in derselben misslichen Lage. Was Rose außergewöhnlich macht, das ist die Tatsache, dass sie sehr viel mächtiger ist als alle anderen. Doch statt einen Vorteil darzustellen, schließt es sie eher aus und macht ihr Leben noch schwieriger, denn so ist sie das perfekte Opfer für diejenigen, die die Magie ihrer Familie stärken wollen.
So ist sie also sehr misstrauisch, als plötzlich Declan, ein Adliger aus der magischen Welt, vor ihrer Türe steht.
Sie hat jedoch nur wenig Zeit um über die Beweggründe dieses Hochgeborenen nachzudenken da seltsame Kreaturen die Gegend heimsuchen und sich auf beunruhigende Weise vermehren. Dies sind teuflische Wesen, die sich von Magie ernähren und ihre Opfer verschlingen. Auch hier stellt Rose eine ideale Beute dar, da ihre Familie eine der mächtigsten des Edge ist.
So muss sie sich also mit Declan verbinden um diese Bedrohung zu bekämpfen, die Tag um Tag zunimmt so dass zu fürchten ist dass das ganze Edge zerstört wird.
Meine Meinung? Na, hier kommt sie:
Diese ganze Beschreibung um zu sagen, dass wir hier vor einer recht komplexen Geschichte stehen. Zu Beginn hat man daher den Eindruck dass die Autorin (eigentlich ‚die Autoren’ denn es sind zwei) ihre Welt so schnell wie mögliche aufbauen möchte; da, wo viele andere sich Zeit nehmen, teilweise einen ganzen Band dafür einplanen, begnügt sich Ilona Andrews mit nur wenigen Kapiteln. Sie rutscht an der Grenze entlang ohne jedoch jemals zu stolpern oder vom Weg abzukommen und vollbringt es uns diese Welt verständlich und klar vor Augen zu führen.
Was ihr dann die Zeit lässt, eine solide und furchterregende Handlung mit Romanfiguren die ich als erstaunlich vielschichtig empfand aufzubauen.
Rose, die nun jeglichen Glauben an die menschliche Natur aufgeben musste, ist sich darüber im Klaren dass niemand ihr helfen wird wenn sie die Dinge nicht selbst in die Hand nimmt. Sie hat gelernt nur sich selbst zu vertrauen. So kann sie natürlich keinesfalls einem Mann wie Declan, der aus der magischen Welt kommt, ihr Vertrauen schenken! Aber sie kennt auch ihren Vorteil ganz klar, sie weiß wie viel ihre für diese Zwischenzone sehr mächtige Magie wert ist.
Die Romanfigur des Declan entgeht ebenfalls dem Klischee. Ja, er sieht gut aus, ist intelligent und charmant. Ja, er ist mächtig. Aber ist nicht glatt, sein Humor und die Art wie er er selbst ist verleihen ihm eine ganz eigene Persönlichkeit.
Was William betrifft, so fragt man sich lange welche Rolle er denn nun in der ganzen Geschichte spielt…
Selbst Roses Brüder, Georgie, der Nekromant und Jack, der Luchs, haben ihre Lücken und Rillen und stehen nicht nur als Figuranten am Wegrand.
Die von Ilona Andrews aufgebaute Welt ist recht originell, denn wenn wir auch in der Urban Fantasy daran gewohnt sind, zwei Welten nebeneinander existieren zu sehen – unsere und die übernatürliche – so bestehen allgemein diese beiden Welten am gleichen Ort, zum gleichen Augenblick. Hier ist die Trennung klar und materiell, es gibt eine spürbare, sichtbare Grenze. Man könnte sagen, dass wir hier auf der einen Seite ein die „Fantasy“ haben und auf der anderen das „Urban“. Ich persönlich das sehr spannend und recht innovativ.
Die Welt selbst ist plausibel. Das Edge ist ein Ort an dem die Bewohner nur überleben, da, wo die anderen beiden „Welten“ sich entwickeln und ihre eigenen Strukturen aufbauen.
Die Bewohner dieser Zone werden sehr gut beschrieben, ihre Einstellung ist recht eigenartig, mit Männern und Frauen die vor zu viel Magie zurückschrecken, die arm sind da sie nicht der richtigen Welt angehören und die oftmals erbarmungslos miteinander umgehen. Dies ist eine harte Welt, mit nur einem Gesetz, das des Stärkeren.
Das Gesamtwerk baut eine wirkliche Spannung auf und enthält auch eine kleine Romanze zwischen Declan und Rose. Die Entwicklung der Beziehung zwischen diesen beiden hat mir recht gut gefallen, und die Idee die sich hinter ihrer Begegnung versteckt noch besser, Ilona Andrews hat wirklich Gefühl für das Subtile.
Der einzige Fehler besteht, für mich, in den gewählten Ausdrücken (in der Originalversion natürlich, ich habe die deutsche Übertragung nicht gelesen). Es beginnt schon mit den Namen („Rose“, also bitte! Und das wird im zweiten Band schlimmer, dort begegnen wir dann „Cerise“ (ein französischer Vorname der übersetzt „Kirsche“ bedeutet). Dann haben wir natürlich die Ausdrücke für übernatürliche Aspekte, wie die „Flashs“ (die magischen Blitze die man als Angriff benutzen kann), das „Weird“ und viele andere.
Es ist bei Autoren, die solch einen feinen Sinn für das Detail haben schon erstaunlich, dass diese so banale, ja fast kindische Worte wählen. Aber das ist ja nicht weiter schlimm und man gewöhnt sich schnell daran.
Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Der Rhythmus wurde zu Beginn des letzten Drittels etwas ruhiger, aber das pendelt sich wieder ein.
Der nächste Band ist dann also „Spiegeljagd“…
Die Bücher aus der Reihe « Land der Schatten »:
- Magische Begegnung (On the Edge)
- Spiegeljagd (Bayou Moon)
- Schicksalsrad (Fate’s Edge)
- Seelenträume (Steel’s Edge)
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