Ilona Andrews – Die Nacht der Magie (Stadt der Finsternis 1)
Originaltitel: Magic Bites, Kate Daniels book 1
Meine Bewertung: 6,5/10
Mit diesem Roman stehe ich vor einem Dilemma, was die Bewertung angeht: Es handelt sich um ein exzellentes Urban Fantasy-Buch, aber mir hat das hier vorgestellte „Universum“ nicht gefallen und ich konnte mich dieser etwas unzusammenhängenden Welt nicht anfreunden. Absolut subjektiv würde ich wohl eine 6 geben, aber ich höre schon jetzt und von hier alle Ilona Andrews Fans schreien und muss schon zugeben, dass der Stil, diese Welt, der Plot …einfach gelungen sind.
Ich verstehe ganz klar jene, die diesen Roma und die Reihe lieben auch wenn das nicht mein Fall ist. So habe ich mich schließlich für eine „6,5“ entschieden die weder die Fans der Autorin noch mich selbst zufrieden stellt…
Das einfachste wird wohl sein, Ihnen dieses Buch genau vorzustellen und meine Einschätzung darzulegen.
Hier also, wie immer, zunächst eine kurze Beschreibung der „Stadt der Finsternis“-Welt und eine Zusammenfassung des Plots:
Die Welt, in der Kate Daniels (die Romanheldin) sich bewegt ist beinahe apokalyptisch. Während meiner Lektüre kamen mir immer wieder Bilder aus dem Film Bladerunner in den Sinn, so ungefähr stelle ich mir diese Welt vor.
Die Handlung spielt sich in Atlanta ab, in einer nahen Zukunft, und unsere Welt hat sich sehr verändert: Die Zivilisation erlebt die Neugeburt der Magie, die in Wellen zurückkehrt. Als eine solche Magie-Welle die Stadt überschwemmt, wird alles technische, elektrische oder ähnliche Hilfsmittel der modernen Zeit unnütz, nichts geht mehr: Auto, Pistolen, elektrisches Licht, Aufzug, und reden wir erst gar nicht von Computern. Nur die magischen oder natürlichen Hilfsmittel können noch verwendet werden. Wenn die „Technologie“ dann zurückkehrt, ist es genau umgekehrt. Beide waschen in Phasen über die Stadt.
Diese Magiewellen werden immer häufiger und stärker und sie haben bereits viele moderne Bauten zerstört die ihrem Aufschlag nicht wiederstehen konnten, wie Hochhäuser, von denen nur noch Ruinen übrig sind. So hat sich auch die Stadtsilhouette stark verändert.
Mit dieser Dualität konfrontiert, ist das Leben schwerer und chaotischer, die Magiewellen und die der Tech’ folgen einander unaufhörlich.
In dieser Welt begegnen wir seltsamen Wesen, manche monströs, andere eher sympathisch.
Hier lebt also Kate Daniels, eine Söldnerin, die für „Gilde*“ und behebt den Schaden, den magische Wesen verursacht haben die außer Kontrolle geraten sind.
Zu Beginn des Romans wird Greg, ein „Wahrsager des Ordens der Ritter der mildtätigen Hilfe*“ auf brutale Weise ermordet – und Greg war ein enger Freund von Kate, er war wie ihre Familie. Natürlich wird sie nun nach dem Mörder suchen und diesen verfolgen, bis hin zur Gegenüberstellung.
Ihre Ermittlungen führen sie zu den Nekromanten* und auch zu den Shapeshiftern (Gestaltwandler und Werkreaturen)*.
Kate begegnet genügend Menschen oder Wesen, dass man nun nicht mehr weiß wem sie vertrauen kann.
Wer ist nun eigentlich der nette Dr. Cest der in der Leichenhalle arbeitet? Und was soll man nun von Curran denken, diesem gutaussehenden, mysteriösen, anziehenden Mann mit dem Kate sich unentwegt zankt? Und der schreckliche Nataraja, dieser mehr als ein paar Jahrhundert alte Mann dessen Macht unglaublich ist und dessen Helfer, dem Nekromanten Ghastek? Usw. usw.
Kate Daniels wird ausreichend potentialen Verdächtigen begegnen, die alle Gregs Tod herbeigeführt haben könnten.
Kommen wir nun zu meiner Meinung:
Zunächst einmal die unleugbar positiven Punkte:
1 – Die von Ilona Andrews kreierte Welt ist einzigartig und vielschichtig
Die Idee der Magiewellen und dieser dualen Welt, die den magischen Wellen unterworfen ist, welche alle technologischen Fortschritte zerschmettern und es so mythischen Kreaturen ermöglichen wiederzukehren ist überzeugend. (Die Autorin, oder eher die Autoren denn es sind zwei, haben uns an diese kontradiktorischen Welten die koexistieren gewöhnt, es reicht schon einen Blick auf die Reihe „Land der Schatten“ zu werfen – die mir wiederum gefällt, meine Beiträge sind schon oder bald auch hier zu finden).
Auch die übernatürlichen Wesen, die Kate Daniels Welt bevölkern, geben dieser eine einzigartige Atmosphäre. Diese Kreaturen unterscheiden sich von den „Klassikern“ des Genre. Zum Beispiel sind die Vampire hier nur eine Art Marionetten die von Nekromanten benutzt und geleitet werden (eine Idee die ich wirklich gut fand).
Auch die Stimmung ist gut, sie ist bedrohlich, seltsam, düster.
2 – Der Stil
Ilona Andrews hat einen Stil der perfekt zur Urban Fantasy passt. Sie hat die nötige Fantasie und legt uns die Bilder unter genau dem richtigen Winkel vor, der unterschwellige Humor ist vorhanden ohne anstrengend zu werden, die pfiffigen Antworten sind witzig und die beschriebenen Szenen sehr visuell.
Ihr Schreibstil hat Persönlichkeit. Also kann man hier nichts vorwerfen.
3 – Der Plot ist gut überdacht
Es fällt einem schwer zu erkennen wer hier der Böse ist, die Romanfiguren sind zahlreich aber man kann sie dennoch leicht auseinanderhalten, der zu lösende Fall erfährt spannende Handlungswendungen.
Und doch ist die Erzählung teilweise etwas schwerfällig und ich schlage daher vor nun auf die Schwachpunkte einzugehen und dabei mit eben diesem Aspekt zu beginnen:
Hier also die schwachen Punkte:
… und auch mein persönlicher Grund der dazu führt, das ich persönlich mich nicht in die Welt der Kate Daniels einlesen kann:
- Eine zu unzusammenhängende Handlung
Ja, ich weiß, ich habe eben erst geschrieben dass der Plot gelungen ist und das stimmt auch. Und dennoch ist die Aktion, die unglaublich dicht ist, recht chaotisch. Nicht so chaotische wie bei Karen Chance (deren Romanhelden daran gewohnt sind von einer eigenartigen Situation in die andere zu stolpern).
Nein, hier ist es wirklich regelrecht zusammenhanglos, so dass man beinahe den roten Faden aus dem Blick verliert. Von einer Sekunde auf die andere werden wir aus einem ruhigen Moment, wie zum Beispiel einer Diskussion, in eine wilde Konfrontation katapultiert, so dass ich teilweise dachte ich hätte eine Seite überschlagen!
Die Übergänge sind also recht ungenau und die Erzählung wandelt so teilweise am Rande eines Abgrundes entlang.
- Etwas fade Romanfiguren
Auch hier scheine ich mir zu wiedersprechen, aber es stimmt dennoch: Die Romanfiguren wurden meiner Ansicht nach nicht ausreichend ausgearbeitet. Kate zum Beispiel ist eine absolute Standard-Urban-Fantasy-Romanheldin: Eine rebellische Draufgängerin die sich mit der Autorität schwer tut, stark ist…. Kurz, nichts Außergewöhnliches aufweist. Ich persönlich fand sie auch zu selbstsicher. Sie schien niemals zu zweifeln, was sie nicht besonders sympathisch macht. Ja, sie ging mir beinahe auf die Nerven.
Auf der anderen Seite hat Curran mir gefallen, er sieht gut aus, ist mächtig, bleibt immer ruhig und ist ein sehr guter ‚Alpha’ für sein Rudel.
Die anderen Romanfiguren hatten nicht genug Tiefe um sie zu erwähnen, und das obwohl es sehr viele von ihnen gab! Das ist wohl der erste Fehler…
- Eine fast zu komplexe Welt
Die von Ilona Andrews aufgebaute Welt ist gut überdacht und komplex, daran kann man nicht rütteln. Aber sie ist so dicht, dass ich denen, die gerade mit dem Genre der Urban Fantasy beginnen, nur von diesem Buch abraten kann denn man sollte schon ein solides Grundwissen (oder eine solide Grunderfahrung) haben um sie wirklich zu verstehen.
Schon auf der ersten Seite strandet man in diese komplexe Welt, so dass ich zunächst dachte, ich habe mit dem zweiten Band der Reihe begonnen – aber nein, es ist tatsächlich der erste (wenn man von der Short-Story „A questionable client“ absieht, die in einer Anthologie veröffentlicht wurde und der Reihe vorausgeht)! Man hat nur den Eindruck es sein schon eine Fortsetzung, die sich sogar auf vergangene Abenteuer bezieht.
Zu Beginn muss man also schon ein wenig mitdenken um wirklich in die Handlung zu kommen und man sollte auch bei den weiteren Handlungssprüngen konzentriert bleiben.
- Eine zu magische Magie
Ich bin ja ein wirklicher Fan der UF, das wissen Sie ja nun sicher, und das seit der unerreichten Anita Blake. Aber es kommt dann schon vor, dass man vor einer Welt steht die einem einfach nicht gefällt. Das war für mich zum Beispiel bei Richelle Mead der Fall (besonders „Storm Born“, d.h. „Sturmtochter“ in der deutschen Fassung, dessen Universum mir einfach missfallen hat). Dies ist auch hier wieder so.
Hier war irgendetwas, was mich nicht überzeugt hat, ich kann es nicht beschreiben, es ist etwas absolut Subjektives. Wie ein Mann einer Frau gefällt aber nicht der anderen.
Ja, der Stil Ilona Andrews ist packend und hat mit Sicherheit dieses gewisse Etwas, was ein gutes Buch benötigt, doch das reicht mir jetzt nicht aus um mich mit der Kate-Daniels-Welt anzufreunden.
Ich möchte hier erneut erwähnen, dass ich die Reihe „Land der Schatten“ derselben Autoren begeistert lese.
Zu guter Letzt kann ich also nur sagen, dass es möglich ist dass Ihnen diese Reihe richtig gut gefällt, denn sie beinhaltet alle UF-Zutaten, auch wenn es hier tatsächlich ein paar Flüssigkeitsprobleme in der Handlung gibt.
MIR persönlich gefällt sie nicht.
Folgende Bände sind in der Reihe „Stadt der Finsternis“ bis jetzt erhältlich (sollte diese Liste nicht mehr vollständig sein, senden Sie mir doch bitte eine kleine Nachricht damit ich das aktualisiere):
- Die Nacht der Magie (Magic Bites)
- Die dunkle Flut (Magic Burns)
- Duell der Schatten (Magic Strikes)
- Magisches Blut (Magic Bleeds)
- Ruf der Toten (Magic Slays)
- Geheime Macht (Magic Rises)
- Tödliches Bündnis (Magic Breaks)
- Ein Feind aus alter Zeit (Magic Shifts)
- Ein neuer Morgen (Magic Binds)
Sowie einige Novellen!
* Da ich das Buch in der Originalversion gelesen habe ist es möglich, dass ich manche Ausdrücke nicht richtig übersetzt habe. Ich habe immer die logischste Übersetzung gewählt oder gesucht. Sollten Sie so einen Fehler entdecken wäre ich Ihnen für eine kleine Nachricht dankbar, damit ich das berichtigen kann.
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