Der Kriminalroman und der Thriller

 

Hier haben wir nun zwei Romanarten die eng verwandt sind, sich oftmals vermischen, die aber dennoch unbedingt unterschieden werden sollten!

Aber definieren wir doch zunächst einmal den Kriminalroman:

 

Der Kriminalroman (kurz: Krimi)

 

Der Kriminalroman (auch kurz „Krimi genannt)“ beschreibt einen Roman der sich mit einem Vergehen beschäftigt, meistens einem Verbrechen, welches aufzuklären ist.

Die Aufklärung des Falles kann durch die verschiedensten Figuren erfolgen: Die Ermittlungen können durch einen Polizisten geleitet werden (z.B. Harry Bosch von M. Connelly oder Carl Mørck von Jussi Adler Osen), einem Privatdetektiv (z.B. Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle oder Hercule Poirot von Agathe Christie). In dem Fall kann man auch von Detektivroman sprechen), einem Gerichtsmediziner (z.B. Kay Scarpetta von Patricia Cornwell) oder auch einer Privatperson (z.B. Miss Marple von Agathe Christie).

 

Das Buch verfolgt dann einfach und logisch die Suche nach Indizien, nach Spuren und Beweisen, um schließlich das Rätsel zu lösen. Der gesamte Roman führt auf den Moment hin, in dem die Identität des Mörders (oder Autor des jeweiligen Verbrechens) aufgedeckt und dieser überführt wird. Alles strebt nach diesem Moment, in dem man die Worte hört „….. und der Mörder ist …..“

 

Die Auflösung des Kriminalfalles ist also die Quintessenz des Kriminalromans.

 

Der Thriller

 

Der Thriller ist da ein wenig anders, ich würde fast sagen – aber nur fast – dass er eine Art Unterkategorie des Kriminalromans ist.

 

In einem Thriller ist das wichtigste die vom Autor geschaffene Spannung, die Gefahr, in der die zentrale Romanfigur (oder eine andere Romanfigur die es zu retten gilt) schwebt, dieses Buch möchte dem Leser Nervenkitzel bieten, dessen Herzschlag schneller werden lassen, eine Unruhe soll ihn ergreifen, was den Ausgang des Romans angeht (auch wenn meistens der Romanheld die Gefahr abwenden wird).

 

Daher beginnt ein Thriller oft mit einer Person, die eine vage/offensichtliche Bedrohung aufdeckt, welche sie oder jemand anderen in Gefahr bringt und der es zu entkommen gilt. Dafür muss auch manchmal ein Verbrechen aufgeklärt werden (dies kann zum Beispie der Fall sein, wenn die Gefahr ein Fehlurteil ist während der wirkliche Mörder weiter frei herumläuft).

 

Es ist nicht selten, dass der Romanheld das Opfer eines Komplotts oder einer teuflischen Intrige ist.

 

Auf jeden Fall wird die Bedrohung immer grösser und bedrückender, immer realistischer und näher, die Handlung wird immer spannender bis hin zum großen Finale, der Konfrontation des Helden und seines Gegners, der hinter der dunklen Bedrohung steckt.

 

Hier gibt es viele tausende Beispiele. Da wäre zum Beispiel „Die Firma“ von John Grisham, in der der junge Romanheld, nachdem er das dunkle Geheimnis seines Unternehmens aufgedeckt hat, die Gefahr immer näher kommen sieht und den Rest des Buches damit verbringt, zu versuchen dieser zu entkommen, oder auch „Stimmen der Angst“ von Dean R. Koontz, in dem die Romanheldin von Beginn an eine Bedrohung spürt und versucht deren Ursprung zu finden um zu überleben. Beide Bücher sind „Thriller“ ohne jeglichen „Krimi“-Aspekt.

 

Ein Wort noch zu dem Wort „Thriller“ – ein Wort englischen Ursprungs (was ja sicher sehr schick ist).

Dieses Wort bezeichnet spannende Bücher und hat jedes andere deutsche Wort verdrängt, was eigentlich schade ist. In Frankreich beschreibt man diese Bücher auch noch als „suspense“ (das bedeutet „Spannung“) und es ist schön, dass es da nicht nur den englischen Ausdruck gibt. Vielleicht ist das der „Michael-Jackson-Effekt“?

 

Jetzt habe ich da mal in einem Internet-Diktionär nachgesehen und habe festgestellt, dass tatsächlich „Thriller“ auch oft mit „Krimi“ oder sogar „Schauergeschichte/Schauerroman“ übersetzt wird. Das ist aber ganz einfach falsch. Die RICHTIGE ÜBERSETZUNG wäre so etwas wie „spannendes Buch“ oder eventuell „Reißer“  (Gott sei dank werden diese Übersetzungen auch angeboten). „Krimi“ und „Thriller“ SIND KEINE SYNONYME.

 

Weiter habe ich festgestellt, dass einige Romane die Bezeichnung „Thriller“ tragen, die noch vor fünfzehn Jahren in der Rubrik „Horrorbuch“ zu finden waren.

Das ist nun wirklich schade und auch falsch denn ein Thriller, wie das englische Wort schon sagt, kommt von dem Verb „to thrill“ und beschreibt ein Buch das einen aufregt, das einem Nervenkitzel verursacht, einen schüttelt oder aufregt – einen aber nicht beunruhigt oder beängstigt (das wäre dann ein „Frighter“ … ok, dummer Witz). So kann es eben kommen wenn man Fremdwörter eindeutscht und diese dann einfach für alles benutzt (ich habe sogar, als Synonym, das Wort „Blockbuster“ gefunden, so weit sind wir schon).

 

Ja wenn das jetzt keine Synonyme sind, bleibt die Frage:

 

Wie kann man denn jetzt den « Thriller » vom « Krimi » unterscheiden ? 

 

Der Thriller unterscheidet sich vom Kriminalroman durch die Art und Weise wie er endet.

 

Der Krimi führt unweigerlich zur Auflösung des Verbrechens. Es ist also wirklich das famose „und der Mörder ist …“, welches die Geschichte beendet.

Die Handlung verfolgt also Schritt um Schritt die Untersuchungen, Indizien, man nähert auf diese Weise langsam aber sicher der Aufdeckung der Identität des Mörders/Verbrechers, man knobelt immer mehr und genauer, je nach Beweislage, und die Intrige entwickelt sich relativ regelmäßig in eine einzige Richtung und zu einem einzigen Ziel hin.

 

In einem Thriller dagegen wird die Handlung immer schneller und spannender, unabhängig vom Willen und den Bemühungen des Protagonisten, die Bedrohung rückt immer näher, die Spannung steigt bis hin zum Finale und der Konfrontation, aus der, so hoffen wir, der Held dann siegreich entringt und seinen Gegenspieler, den „Bösen“ besiegt.

In einigen Büchern kann man zugleich auch den „Bösen“, den Gegner verfolgen, wobei dieser natürlich außer Reichweite des Romanheld bleibt und die gesamten Seiten des Buches benötigt um endlich seinem Gegner begegnen und ihn überführen zu können, in der finalen Konfrontation.

 

Diese beiden Genres bleiben jedoch eng verwandt und man kann beide gleichzeitig in einem Roman finden.

Ein Thriller kann sich auch um eine Polizeiermittlung aufbauen.

Ein Kriminalroman kann sich in einen Thriller verwandeln (das kommt z.B. des Öfteren in den Romanen von Jussi Adler Olsen vor, die dazu tendieren sich aus einem Krimi in einen Thriller zu verwandeln nachdem in der Mitte des Buches eine schreckliche Bedrohung aufgedeckt wird und die Ermittler dann versuchen, das Opfer rechtzeitig zu retten).

 

Tja, und da stehe ich dann wieder vor meinem Klassifizierungs-Problem ; in welche Rubrik kann ich nun solche Bücher legen? Diese Romane, die beide Genres beinhalten, werde ich ganz einfach je nach „Spannung“ einordnen und mich insbesondere an das „Ziel“ der Handlung halten, denn das „Ziel“ des Plot ist ja schließlich DER Unterschied, auch wenn die beiden Genres sich auf dem Weg dorthin treffen und überlappen können.

Manchmal ist das allerdings leicht gesagt …