Emily Giffin – Shoppen und Fischen
Originaltitel: Something Blue
Meine Bewertung: 5,5/10
Dieser Roman hat einen interessanten Zusammenhang mit einem anderen Buch der Autorin („Fischen“), ohne dass es ein Folgebuch wäre. Ich würde es mehr als eine Art „Gegenstück“ oder „Spiegelbuch“ bezeichnen, denn es handelt sich, zumindest zu Beginn, um dieselbe Geschichte, nur wird sie von dem Gesichtspunkt eines anderen Beteiligten beschrieben (in „Fischen“ folgen wir Rachel, in „Shoppen und Fischen“ Darcy).
Es ist allerdings VOLLKOMMEN UNNÖTIG zuerst „Fischen“ gelesen zu haben, denn diese beiden Romane, auch wenn sie eng verbunden sind, bleiben absolut unabhängig voneinander und können „durcheinander“ gelesen werden, man kann auch nur einen davon lesen – das ändert alles nichts am Lesespaß.
Ich werde diesen Roman so kommentieren, als stünde er „alleine“ – was er ja auch tut.
Ich habe etwas gezögert, bevor ich „Shoppen und Fischen“ in die Rubrik der „Chick-Lit“ einordnete, denn es fehlt hier dieser kleine sprudelnde Anteil der diesen Genre eigentlich ausmacht. Und dennoch ist es wohl sein Platz.
Der Plot ist ein absoluter Klassiker seines Genre:
Für Darcy, dreißig Jahre, lacht das Leben: Sie sieht fantastisch aus, hat einen festen Job in den Public Relations, ihr Verlobter ist äusserst attraktiv, intelligent und wohlhabend, sie verbringt ihre Zeit mit Shoppen und hat dieselben treuen Freundinnen seit ihrer Kindheit.
Alle Scheinwerfer sind auf Darcy gerichtet, sie ist der Mittelpunkt der Erde. Ihe Zukunft sieht rosig aus, Männer verehren sie und Frauen beneiden sie.
Doch all dies wird sich eine Woche vor ihrer Hochzeit mit Dexter ändern als sie herausfindet, dass er sie mit ihrer besten Freundin, Rachel, betrügt!
Schlimmer noch, sie erfährt zeitgleich dass sie schwanger ist – aber nicht von Dexter sondern von Markus, einem der Trauzeugen mit dem sie eine Liason hatte…
Sie erholt sich einfach nicht von dem Verrat durch ihren Verlobten und, besessen von dem Paar das dieser nun mit Rachel bildet, geht ihre Beziehung zu Markus schnell ihrem Ende entgegen.
Als sie so dasteht, zum ersten mal in ihrem Leben ganz alleine, beschließt sie New York zu verlassen um ach London zu gehen, wo sie sich bei einem Kindheitsfreund einlädt.
Und hier muss sie es sich einfach eingestehen: Sie ist nichts anderes als ein verwöhntes Mädchen, das nur sich selbst sieht und die nun, mit ihrem immer runderen Bauch, keine Zukunft mehr hat.
NUN,
Wenn Sie darauf hoffen herzlich zu lachen während Sie Darcy beobachten, dann muss ich Sie enttäuschen.
Schlimmere noch, ich habe 200 Seiten lang (von etwas über 300 in der Taschenbuchausgabe) damit verbracht, die Romanheldin zu verachten und absolut keinerlei Sympathie für sie entwickelt.
Es ist vollkommen unmöglich irgendetwas nette an diesem egozentrischen und egoistischen Mädchen zu finden, die ernsthaft davon überzeugt ist, der Mittelpunkt der Erde zu sein, für die Freunde eigentlich nur dazu dienen, sie noch vorteilhafter erscheinen zu lassen oder ihr dabei zu helfen ihr Ziel zu erreichen.
Sie hat hierfür auch nicht einmal die Entschuldigung der Naivität oder der Dummheit. Darcy ist berechnend und plant alles im voraus.
Ich habe im Laufe dieser ersten beiden Drittel auch mehrfach den Kopf geschüttelt, da ich einfach nicht verstehen konnte wie es möglich ist, dass Männer sie ertragen können. Wie konnte es ein so intelligenter Mann wie Dexter sieben Jahre mit ihr aushalten und auch noch planen, sie zu heiraten? Wie konnte Markus es hinnehmen, dass Darcy ihm eine Beziehung und ein Kind aufzwingt? Wie kann Ethan (der Freund in London) es akzeptieren, dass sie sich einfach in seinem Leben bequem macht?
Ist die Schönheit das Geheimnis? Kann man tatsächlich alles verlangen ohne mehr als ein hübsches Gesicht und eine gute Figur zu bieten? Das sollte ich dann wirklich mal versuchen!
Denn Darcy ist verabscheuungswürdig, sei macht nichts anderes als sich beschweren, sie erwartet von ihren Freunden dass diese ihr sagen die anderen seien an allem schuld, sie verhält sich wie eine Königin mit ihren Dienern.
Kurzum, es ist wirklich vollkommen unmöglich einen freundlichen Blick auf die junge Frau zu richten, und das stört schon ein wenig (sogar sehr) bei der Lektüre.
Ich weiß, in der Chick-Lit ist die Romanheldin oftmals oberflächlich, aber man kann sie dennoch immer und systematisch mit einem Lächeln beobachten, sie verstehen und dennoch mögen, wahrscheinlich sogar deswegen. Man möchte, dass die Heldin es schafft, man unterstützt sie und lacht über ihre Missgeschicke.
Hier ist das nicht der Fall.
Darcy ist eine eingebildete blöde Schnepfe.
Natürlich wurde durch meine fehlende Sympathie Darcy gegenüber und mein Unverständnis hinsichtlich des Verhaltens der Männer ihr gegenüber mein Lesespaß beeinträchtigt, auch wenn das Buch mit einer lockeren und angenehmen Hand geschrieben wurde.
Und dann, endlich, bessert es sich leicht im letzten Drittel.
Das liegt allerdings nicht an Darcy, auch wenn sie sich bemüht; bei ihr bleibt weiterhin alles von diesem Willen überschattet, ein besseres Bild von sich zu geben.
Nein, warum ich zum Ende hin meine Lektüre etwas entspannter anging, das lag daran, dass ich jemand anders fand, dem ich meine Zuneigung schenken konnte: Ethan, der Zimmergenosse von Darcy, ein junger, mittelloser Schriftsteller der wirklich einnehmend ist und seine Kindheitsfreundin so gut er es vermag unterstützt.
Also, insgesamt ist dies ein netter Roman der nur durch Darcy gestört wird, die bei weitem schlimmer als jeder „Anti-Held“ ist (ein Anti-Held ist ja oftmals sehr sympathisch auch wenn er meistens nicht die nötigen Qualitäten hat sondern eher das Gegenteil der Fall ist); Darcy ist einfach jemand, der mich absolut gar nicht interessiert.
Das ist wirklich schade, denn hätte dieser Charakter ein wenig Naivität, oder sogar Dummheit besessen dann wäre aus diesem Roman ein doch eher gutes Buch geworden.
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