Colin Cotterill – Dr. Siri sieht Gespenster
Originaltitel : Thirty Three Teeth
Meine Bewertung: 6/10
In diesem zweiten Band* der Dr-Siri-Reihe treffen wir natürlich wieder auf Dr. Siri, den 72-jährigen Gerichtsmediziner der in den 70er Jahren in Laos arbeitet.
Dr. Siri ist ein etwas eigenartiger Romanheld der hier nun mit seinem zweiten Fall vorgestellt wird:
Der Plot:
Doktor Siri steht einer schrecklichen Mordreihe gegenüber: mehrere Frauenleichen werden in das Leichenschauhaus eingeliefert, und alle weisen Spuren auf die auf einen Angriff durch ein wildes Tier hinweisen, vielleicht einen Bären. Doch welcher Bär wurde einen Menschen angreifen und dann am Tag spurlos verschwinden? Und wenn es sich gar nicht um einen Bären handelt?
Zeitgleich muss Dr. Siri auch verbrannte Leichname identifizieren, gegen die Geisterwelt kämpfen (er ist die Reinkarnation eines mächtigen Schamanen aber weiß dies erst seit kurzem) wie auch gegen Lautsprecher (ja wirklich), den Beamten mit einem Lächeln entgegentreten…
Jaja, unser Lieblings-Leichenbeschauer lebt ein aufregendes Leben, dort in der Hitze Laos’, und niemand weiß je wo er seinen Tag beenden wird!
Die Romane von Colin Cotterill nehmen uns mit in eine etwas vergessene Welt: Die der „Bananenrepubliken“ von Laos, wo die Korruption herrscht und die Bürokratie diejenigen, die sich ihr stellen, zur Verzweiflung bringen, wo die Propaganda allgegenwärtig ist obwohl der Monarch gefallen und geflüchtet ist, wo auch die Hitze von morgens bis abends erstickend ist.
In seinen Ermittlungen wird unser Doktor Siri insbesondere von seinem Assistenten Dtui begleitet sowie einer eher rundlichen Krankenschwester deren Intelligenz sich oftmals sehr nützlich erweist und einigen anderen eher außergewöhnlichen Helfern.
Hier möchte ich noch die Beschreibungen der Umgebung und der Zeit hervorheben. Ich habe mich sehr gerne in das Laos der 70er Jahre zu versetzen da dies weder ein Land noch eine Epoche ist die ich gut kenne. Der Autor schafft es uns geschickt diese feuchte Hitze, die schwerfällige Verwaltung, die Vorurteile oder auch die Angst vor der Geisterwelt zu beschreiben, wodurch vor unseren Augen eine Welt zum Leben erwacht die zumindest mir fast unbekannt war.
Die Romanfiguren sind sehr farbig, schon alleine Doktor Siri selbst, der, weit entfernt von dem jungen, gut aussehenden Helden schon eher betagt ist. Sein Scharfsinn und sein Humor ermöglichen es ihm die seltsamsten Rätsel zu lösen. Seine schnelle Auffassungsgabe macht ihn sehr sympathisch und es macht einem daher Freude, ihn auf seine Abenteuer zu begleiten.
Auch Dtui war sehr gelungen, den ich ja schon erwähnt habe, sowie Herr Geung der ebenfalls im Leichenschauhaus arbeitet und ei Down-Syndrome hat und dessen treue Anwesenheit für die Abteilung unerlässlich ist.
Kurz gefasst, ein gut aufgebaute Kulisse mit gelungenen Romanfiguren.
Der Autor hat das Gesamtwerg dann noch mit ein wenig Glauben an die Geister versehen, was ebenfalls eine gute Idee ist denn Dr. Siri trägt ja eben Yeh Ming in sich und mit sich, einen mächtigen Geist. Seine Träume und Eingebungen helfen ihm auch sehr in seinen Ermittlungen und eigentlich streift die ganz Geschichte ein wenig die Geisterwelt und die verschiedenen Glauben, so dass es manchmal schwer zu sagen ist ob die Geisterwelt nun wirklich eingreift. Doch alle Ereignisse (oder fast) lassen sich rational erklären.
Und dann ist da natürlich auch der englische Humor den wir in diesem Roman antreffen, einen Humor der uns manchmal mit den Zähnen knirschen lässt. Manchmal sind die „private jokes“ auch ein wenig zu …. „private“, aber insgesamt ist es ein sehr gelungener Stil an dem man den Autor leicht wiedererkennt.
Dennoch … denn es muss ja ganz klar ein „dennoch“ geben:
Das Gesamtwerk sollte eigentlich ein Kriminalroman sein; man soll also den Frauenmörder (oder den Mörder der anderen Toten die auf dem Tisch von Dr. Siri landen) aufdecken. Doch die Handlung verliert sich, nimmt Umwege und manchmal ist es ein wenig kompliziert den Indizien zu folgen, und dann plötzlich überschwemmen die Spuren uns aus allen Richtungen oder weisen uns den Weg in eine unvorhersehbare oder enttäuschende Richtung.
Die Gegenwart der Geisterwelt, die ja eine Besonderheit dieses Romans (und der Romanreihe) ist dann doch teilweise zu präsent – oder einfach nicht geschickt genug in die Geschichte selbst eingeflochten. Ich denke dass diese Strickerei zwischen der spirituellen Welt und der Ermittlungen gelungener gewesen wäre, wenn die Maschen enger gestrickt worden wären.
Der Plot schien mir dann ein wenig schludrig, ja sogar verdorben, durch diese Bemühungen möglichst viel Spiritualität einzuflechten ohne diese dann aber tatsächlich im Plot selbst zu nutzen. Dabei war wirklich alles da, selbst die Aktion hat nicht gefehlt. Ein besserer Aufbau hätte sicher genügt, um aus diesem Buch eine fesselnden Roman zu machen;
So war ich eher enttäuscht und habe mich teilweise gelangweilt.
Es ist auch möglich, dass ich einfach nicht mitgerissen wurde wo andere begeistert auf den Zug gesprungen wären. Das gibt es. Der Roman bleibt so oder so angenehm, aber ich werde ihn nicht noch einmal lesen.
* Weiter Bände in dieser Reihe :
Dr. Siri und siene Toten
Dr. Siri sieht Gespenster
Totentanz fûr Dr. Siri
Briefe an einen Blinden
Der Tote im Eisfach
Der fröliche Frauenhasser
Grabgesang für Dr. Siri
Dr. Siri und der explodierende Drache
The Woman Who Wouldn’t Die
Six and a Half Deadly Sins
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