Christian Deflandre – La Belle Epoque des Cartes coquines

 

Dieser kleine Sammelband, der leider nicht auf Deutsch erschienen ist (noch nicht?) stellt eine Zusammenfassung von schelmischen Postkarten der „Belle Epoque“ (Ende des 19ten Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg) dar. Da es sich hier nicht um einen Roman handelt ist es für mich natürlich ausgeschlossen, diesen Band zu bewerten, aber ich kann Ihnen dennoch sagen, dass dies eine kleine Perle ist.

Wenn Sie gerne diese kleinen Bände mit Titeln wie „positive Gedanken“ oder „Das Leben ist schön“, eben diese kleinen Aufmerksamkeiten, die fröhliche, ermutigende, philosophische oder auch moralisierende Worte in sich tragen, verschenken oder sie selbst mögen, nun, dann kann ich Ihnen hier einen kleinen Neuling vorstellen (ok, er ist von 2009, aber Sie verstehen sicher, was ich meine), der unbedingt ein Teil ihrer Sammlung oder ihres Schenkarsenals sein sollte.

Auch wenn ich jetzt nicht ein großer Anhänger dieser kleinen Sammelbände bin, kommt es doch vor dass ich vor dem einen oder anderen innehalte, denn manchmal sind die Gedanken oder Ideen die man darin findet nicht so dumm wie man es denken könnte und bewegen einen ab und zu schon mal zum Nachdenken, was ja nie schaden kann. Vor allem aber kann man sie nach Lust und Laune öffnen und schließen, ein wenig wie einen Gedichtband, allerdings ohne den intellektuellen Aufwand.  

Ich habe mir also diesen kleinen Band, der mich neugierig gemacht hatte, geschenkt. Und ich muss schon sagen, der „Autor“, Christian Deflandre, hat hier eine tolle Arbeit geleistet. Er schafft es, uns zum lächeln zu bringen, uns erstaunliche Details zu lehren, uns dazu zu bringen, die alten Postkarten zu mögen und uns sogar neugierig auf die „Belle Epoque“ zu machen.

Worum handelt es sich also genau? Um eine Sammlung von schelmischen Postkarten. Und wenn ich „schelmisch“ sage, dann muss ich sagen waren manche für die damalige Zeit sicher recht gewagt. Und witzig!

Schon wenn Sie den Band aufschlagen treffen Sie auf die Wiedergabe einer Postkarte, die Adam und Eva im Garten Eden darstellt (und das spricht mich natÜrlich an, das können Sie sich ja denken…), wie die beiden gerade ihre verschiedenen Wahrnehmungen des metrischen Systems vergleichen. Der Meter, den Adam in der Hand hält ist gut zweimal so lang wie der, den seine Partnerin hält… Manche Dinge ändern sich eben nie!

Sie werden in diesem Band nette, gewagte, freche, erstaunliche Bilder finden und vieles mehr, eben von allem etwas. Enthüllte Frauen (ja, auch zu Beginn des Jahrhunderts gab es das schon auf Postkarten), wunderbare Bilder, manche die dann doch eher veraltet sind, manche ohne jedes Interesse. Hier gibt es etwas für jeden Geschmack.

Vor allem aber werden die Postkarten alle von einem kurzen und intelligenten Kommentar begleitet, der einen kurzen Moment der Geschichte festhält, oder auch einen künstlerischen Augenblick, oder der einfach eine interessante Anekdote erzählt. Auf jeder Seite werden Sie sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen wollen und lernen dabei noch etwas dazu, was sie irgendwann einmal abends, um ein Glas Sekt, bei einem unbedeutenden Geplauder wiedergeben können.

Der einzige Vorwurf, den ich diesem Büchlein mache (und ich habe mir auch erlaubt, diese Bemerkung an den Autor weiterzuleiten) ist ein Übersetzungsproblem (ja, SCHON WIEDER, ich kann einfach nicht anders). Denn ja, einige der abgebildeten Karten sind englisch oder deutsch, und die Übersetzungen der Titel oder Untertitel sind oftmals ungenau oder haben irgendwo auf ihrem Weg in Molières Sprache – obwohl diese nun wirklich sehr feinfühlig und geblümt ist – ihren Witz verloren.

 

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