Barbara Woods – Sturmjahre
Originaltitel: Domina
Meine Bewertung: 7/10
In „Sturmjahre“ folgen wir einer jungen leidenschaftlichen intelligenten, mutigen und entschlossenen Frau, die am Ende des 18ten Jahrhunderts für die Verwirklichung ihres Traums kämpft: Arzt werden.
Der Plot:
Samantha Hargrave wird in ein Jahrhundert geboren, das unabhängige und intelligente Frauen nicht akzeptiert, sie sogar fürchtet: Das 19te Jahrhundert.
Zu dieser Zeit ist die Medizin noch nicht sehr wissenschaftlich; Schröpfen gilt generell als das beste Heilmittel jeglicher Krankheiten. Doch dies wird sich bald ändern, denn das 19te Jahrhundert ist auch die Epoche der ausschlaggebendsten medizinischen Entdeckungen, die sich zunächst allerdings nur schwer durchsetzen da sie von den Ärzten der alten Schule, die an ihren alten Methoden festhalten, geächtet und ignoriert werden.
Samantha ist die Tochter eines verbissenen Predigers. Sie wächst ohne ihre Mutter auf, die bei der Geburt verstorben ist. Ihre Kindheit ist einsam, sie verbringt diese ohne Unterstützung ihrer Familie bei Freunden, die sie in der Gosse kennengelernt hat.
Während dieser Kindheit erwacht ihre Leidenschaft: Sie wird Arzt werden.
Doch zu jener Zeit wird eine Frau nicht Arzt. Bestenfalls kann sie sich erhoffen, eine diplomierte Krankenschwester zu werden. Doch Samantha zögert nur kurz bevor sie den steinigsten Weg wählt und an der Universität Medizin studiert.
Ihr Studium wird sehr hart, nicht etwa weil die Materie zu schwierig oder trocken ist, nein, es ist die Einstellung der Professoren, ihrer Kommilitonen und der gesamten Universität die ihr Leben zur Hölle machen.
So muss sie dafür kämpfen, den wichtigsten Vorlesungen beizuwohnen, sie muss sich gegen die Idee durchsetzen, dass Frauen den menschlichen Körper nicht studieren sollten da sich die gute Gesellschaft in den Kopf gesetzt hatte, dass eine Frau sonst mehr sehen oder lernen würde als es der Anstand erlaubt. Die Grenzen dieses Anstands wurden von Männern festgesetzt, aber auch von einer Mehrheit der Frauen aufrechterhalten.
Diese Vorurteile einer studierten Frau gegenüber verfolgen Samantha in jeder Lebenssituation. Sie übersteht die Studienjahre mit einem unglaublichen Mut und sehr alleine. Doch das Diplom ist sicher nicht das Ende des Kampfes…
Meine Bewertung:
Die erste Hälfte, ja sogar die ersten beiden Drittel dieses Romans sind fesselnd. Die letzten Kapitel drehen sich jedoch etwas im Kreis so dass man beinahe erleichtert ist, die letzte Seite zu erreichen.
Der erste Teil des Romans bleibt jedoch sehr gelungen und befasst sich auch mit einem Thema das mir besonders lieb ist: Die Entwicklung der Medizin.
Dieser Teil des Romans ist wahrscheinlich der packendste. Wir verfolgen die Entwicklungen der Chirurgie, wir erleben die schrecklichen Praxen dieser Zeit, in der man noch nichts von Keimen, Sterilisation oder auch Anästhesie wusste.
Die Patienten wurden an die Tische gebunden operiert, damit sie sich nicht bewegen konnten, denn sie waren während der Eingriffe bei vollem Bewusstsein. Wenn die Patienten den Schock solcher chirurgischen Behandlungen überlebten, war das Infektionsrisiko so hoch, dass ein immenser Teil an einer schweren Sepsis starb. Da Antibiotika noch unbekannt waren, ließen die Bakterien und Keime die während der Eingriffe oder auch danach in die Wunde eindringen konnten den Patienten kaum eine Chance.
Nur wenige überlebten, und die Agonie war oftmals schlimmer als die ursprüngliche Verletzung.
Samantha Hargrave wohnt den alten chirurgischen Eingriffen bei und erlebt dann die Geburt der neuen Techniken; sie erfährt warum und wie man die Instrumente sterilisiert, warum man Wunden wie verbindet oder an der freien Luft lässt. Die Anästhesie wird ebenfalls vielen Patienten das Leben retten.
Da Samantha eine Frau ist, erleben wir nicht nur die Geburt der modernen Medizin zu einer ausschlaggebenden Epoche, sondern ebenfalls die Entwicklung des Status der Frau.
In der Kindheit und während ihrem Studium erlebt sie Demütigungen und wird geächtet, sie muss harte Prüfungen überstehen und beweist hier eine unglaubliche Willenskraft, die sie davon abhält ihr Studium und dann ihren Beruf aufzugeben.
Zu jener Zeit wurde eine Ärztin nicht akzeptiert, weder von Männern noch von Frauen, und die Menschen konnten sich sogar sterben lassen bevor sie eine Frau konsultierten.
Man kann also sagen, dass dieser Roman ein fesselndes Thema wählt.
Der Schreibstil unterstützt die Erzählung, er ist simpel, die Geschichte wird ruhig und farbig dargestellt.
Ich fand es ein wenig schade, dass einige Begebenheiten aus Samanthas Leben nicht hervorgehoben wurden sondern im Nachhinein erwähnt wurden, wie ein Drama das sie überlebt hatte. Der Roman hätte damit meiner Ansicht nach eine größere und persönlichere Nähe zu Samantha aufbauen können, die uns besonders im letzten Teil gefehlt hat.
Wie dem auch sei, auch wenn ich das letzte Drittel nicht so gelungen fand, handelt es sich hier um einen spannenden historischen Roman.
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