Agnès Martin-Lugand – Das kleine Atelier der Mademoiselle Iris
Originaltitel: Entre mes mains le bonheur se faufile
Meine Bewertung: 6,5/10
Dieser wunderbare kleine Roman (der am 27. November 2017 auf Deutsch erscheint) kompensiert durch seine Sanftheit und seine charmante aber wirkungsvolle Erzählung die extreme Einfachheit des Wortschatzes*.
Die Autorin beweist uns damit, dass man einen guten Roman schreiben kann auch wenn man nicht unbedingt ein „Talent der Wörter“ besitzt – wie es manche Sänger gibt, ebenso selten, die ihre nicht so perfekte Stimme durch ihr Interpretationstalent wettmachen.
Eine sanfte Geschichte:
Iris, Anfang dreißig, lebt in einer kleinen Provinzstadt. Ihr Ehemann ist ein Arzt, der mit seiner Arbeit verheiratet ist aber davon träumt endlich eine Familie zu gründen während Iris immer mehr in diesem kleinbürgerlichen Leben das ihr so gar nicht ähnlich sieht und ihrem Job in der Bank erlischt.
Als sie bei einem Familienessen erfährt, dass ihre Eltern ihr wissentlich jede Möglichkeit verbaut haben ihren Traum zu erfüllen – Modeschöpferin zu werden – verbaut haben bricht um sie alles zusammen.
Schon bald darauf ist sie in Paris um dort eine private Ausbildung zur Schneiderin zu absolvieren um ihren Traum wenigstens aus der Ferne zu berühren.
Ihr Talent erscheint hier in seinem ganzen Glanz und schon bald balanciert Iris zwischen Cocktailpartys, Vernissagen und ihrer Nähmaschine, immer unter dem schützenden Blick von Marthe, der Leiterin und Besitzerin des Ateliers. Dies missfällt dem Ehemann dann doch, der in der Ferne auf die Rückkehr seiner lieben Frau wartet…
Meine Bewertung:
Das Buch ist sanftmütig aber kann dennoch den Leser begeistern. Wie ich schon zu Beginn meiner Chronik anmerkte, wird uns „Das kleine Atelier der Mademoiselle Iris“ mit einer einfachen Schrift erzählt, die Worte sind nicht sehr tiefgründig ausgewählt, es ist also sicher nicht der Gesang erkorener Worte oder deren Verbindung, die hier die Lesefreude ausmachen.
Die Romanfiguren sind recht gut beschrieben, wobei die Nebenfiguren jedoch im Nebel der Atelierkulissen versinken.
Was den Leser – oder eher die Leserin, da der Roman eher ein weibliches Publikum anspricht – dann doch mitreißt, das ist der Plot selbst, der uns lebhaft dargestellt wird, uns trotz seiner Vorhersehbarkeit überrascht und selbst in den dramatischsten Szenen einen freudigen Unterton beibehält.
Die Autorin kompensiert durch diese offene Freude am Schreiben ein mangelhaftes Vokabular.*
Man kann sicher nicht von „fehlendem Talent“ reden, denn das braucht man um mit so wenig Worten einen so ansprechenden Roman zu schreiben.
Ich empfehle diesen Roman daher gerne, denn er ist leicht zu lesen und ermöglicht uns einen Moment der wirklichen Entspannung. Er spiegelt sich perfekt in dem französischen – sehr gelungenen – Cover wieder (es ist wirklich schade, dass die deutsche Fassung dieses Bild nicht übernommen hat).
* Hier beziehe ich mich auf die französische Originalversion
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