Agnès Olive – La mort naturelle
„La mort naturelle“ ist (noch) nicht auf Deutsch erhältlich
Originaltitel: La mort naturelle
Meine Bewertung: 3/10
Hinter dem etwas morbiden Titel (wörtlich: „Der natürliche Tod“) verbirgt sich eine Liebesgeschichte, die Erzählung einer Begegnung, die Begegnung zwischen Marie und Philippe.
Marie ist eine Frau die gerne Männer verführt, und die solche bevorzugt, die etwas Außergewöhnliches haben. Philippe passt also gar nicht in ihr Beuteschema und dennoch ist er ohne Zweifel der Mann ihres Lebens. Das einzige Problem ist, dass er Claires Ehemann ist, ihre beste Freundin. Und dennoch können Marie und Philippe sich nicht aus dem Weg gehen, ihre Liebe ist zu stark. Und wie es sich gehört, wird ein tragisches Ereignis die Handlung noch ein wenig salzen…
Ohne wirklich originell zu sein hätte dieses Buch uns eine schöne Handlung um den Ehebruch liefern können. Doch diese wird durch einen vollkommen unpassenden Schreibstil von Grund auf verdorben. Das Buch gleicht mehr der genauen Transkription einer mündlichen Schilderung, die von einem jungen Erwachsenen erzählt wird, ohne die jugendliche Umgangssprache. Die Grammatik der Schrift entspricht der eines mündlichen Gesprächs und insgesamt ist der Stil sehr einfach.
Was ist das nur für eine Mode, schöne Geschichten in „mündlicher Sprache“ zu schreiben? Wo sind nur die Schriftsteller, bei denen jedes Wort ein Gedicht ist und uns in fremde Orte reisen lässt, die es uns ermöglichen den sanften Geruch einer Blume zu erhaschen? Wann kann ich jetzt mit einem Buch rechnen, das in SMS-Sprache mit ihrer dazugehörigen approximativen Rechtschreibung wird? Ich muss traurigerweise sagen, dass bald die Thriller und Urban Fantasy-Romane besser geschrieben sind als die „echten“ Bücher, die eigentlich die „Literatur“ darstellen sollten. Das ist wirklich deprimierend.
Ein erster Punkt, der mich an dem Schreibstil der Autorin stört: Sie schüttet uns mit Wiederholungen zu. Jeder Satz wird mindestens dreimal wiederholt. Ja natürlich mit Varianten in den Ausdrücken, die gerne sehr inspiriert wären, mit Wortspielen (naja, oje …) und selbstverständlich der Einfügung von Synonymen. Nur ist das Ergebnis nicht geistreich sondern eher penibel. Und bitte denken Sie jetzt nicht das käme nur hin und wieder vor, nein, das ist hier systematisch.
Das Vokabular ist dann auch so eine Sache, denn die Wortwahl, mit der uns dieser doch liebliche Plot geliefert wird ist ohne jede Tiefe. Keinerlei Poesie zwischen den Zeilen. Und auch keinerlei Fantasie.
Ein weiteres Detail: Agnès Olive involviert sich auf fast merkwürdige und unnötige Weise in ihr Buch. Sie beschreibt sich selbst, wie sie vor dem Computer sitzt, sie reißt uns aus der Handlung um uns mitzuteilen, dass sie nicht mehr weiß wo sie jetzt genau ist. Das ist äußerst seltsam und störend. Ich habe mir dann gesagt, dass es da sicher einen Grund für gibt der uns am Ende des Buches mitgeteilt wird, dass es da eine Verbindung mit Marie oder sogar mit Claire gibt, irgendeine Erklärung mit der sie begründet warum sie dies alles unbedingt schreiben „muss“, aber nein.
Dann habe ich auch begonnen zu sammeln, um Agnès Olive einen Stapel des Adverbs „ne“ zu schenken: Hier muss ich ganz kurz erklären, dass in der französischen Sprache bei negierten Sätzen das Verb immer zwischen die zwei kleinen Wörtlein „ne …pas“ gestellt wird (Henri „ne mange pas“, „ne saute pas“, „ne veut pas“). In der gesprochenen Sprache kommt es vor, dass man das Adverb „ne“ nicht ausspricht. Das ist nicht korrekt, aber das ist einfach so, wie wir auch im Deutschen so manche Silbe verschlucken und z.B. sagen „’ne Ente“. Das ist nicht schlimm, aber es ist nicht „korrekt“.
So, nach diesem kurzen Französischunterricht nun zurück zu meinem Kommentar:
Also, ich möchte Agnès Olive gerne eine Kiste mit dem Adverb „ne“ schenken da ihren negierten Sätzen fast ausnahmelos dieses kleine Wörtchen fehlt. Das ist, wie gesagt, in der Umgangssprache nicht schlimm, aber hier handelt es sich um ein Buch das gerne als Literatur bezeichnet werden würde.
Kurzum, mir hätte diese Geschichte sicher gefallen, wenn sie von einem anderen Schriftsteller geschrieben worden wäre Der Plot ist simpel, wirkungsvoll und zeitlos. Tja, sie wurde nun leider von Agnès Olive verfasst.
Nun handelt es sich hier, wenn ich richtig informiert bin, um den ersten Roman der Autorin. Ich hoffe, dass ihr zweiter Roman angenehmer zu lesen wird. Vielleicht kann sie einfach von ein paar stilistischen Wendungen absehen?
Ich hoffe dennoch, dass die Autorin nicht aufgibt und weiter schreibt.
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